Wettbewerb / 42 Grafikbüros gestalteten Vorschläge für das Jubiläumsdesign
Die Ulmer geben sich weiterhin formenstreng

Südwest Presse Ulm, 23. Mai 2002

Die Jury setzte den Entwurf von Gerhard Braun und Georg Engels auf den ersten Platz.

Auch wenn Ulm feiert, bleibt es betont diszipliniert und formenstreng. Wie wenig die Stadt Spielereien zugeneigt ist, zeigt das Ergebnis des Grafik-Wettbewerbs für das Jubiläum "1150 Jahre Ulm". Die besten Entwürfe sind jetzt im Treppenhaus des Rathauses ausgestellt.

HANSKARL VON NEUBECK

Mit der Schwurhand als Hinweis auf das Ulmer Verfassungsfest, den Schwörmontag, war nichts zu holen. Auch der Spatz, den viele Wettbewerbsteilnehmer als Lockvogel eingesetzt hatten, fand bei der Jury unter Vorsitz von Professor Dieter Urban (Augsburg) keinen Gefallen - so wenig wie die Donauwellen, die andere Grafiker zu Papier gebracht hatten. Wie schon gestern berichtet, hat die Wettbewerbsjury den Ulmern Gerhard Braun und Georg Engels die Aufgabe übertragen, das grafische Erscheinungsbild für das Jubiläum "1150 Jahre Ulm", das die Stadt 2004 begehen kann, zu gestalten. Das nebenstehende Signet wird dabei das grafische Grundelement bilden.

42 Büros hatten am Wettbewerb teilgenommen, acht waren in die engere Wahl gekommen, vier schließlich auf den ersten Plätzen gelandet. Gemeinsam ist allen das Logo ulm, das seit Jahren in dieser Form auf dem städtischen Briefpapier steht. Sein Kennzeichen ist das herausragende l in der Mitte, das natürlich sofort an den Münsterturm denken lässt. Braun und Engels haben das Logo über der Zahl 1150 platziert und dabei ein Gegenstück zum Buchstaben l geschaffen, denn die Fünf, die entscheidende Ziffer in dieser Jubiläumszahl, hat optisch besonderes Gewicht. Die Null stellt sicher, dass das schwarze Quadrat nicht nach rechts wegkippen kann. Die offene Ecke wird trotzdem manchen Betrachter irritieren. Wer mag, kann von Dynamik sprechen und die Ecke dann so erklären: Abgeschlossen ist nichts, die Stadtgeschichte ist ein Prozess, der weiter geht.

Braun und Engels haben die Teilbereiche des Signets miteinander verschränkt: Die beiden Einser erscheinen wie Stützpfeiler des schwarzen Quadrats. Überzeugend ist das Wechselspiel, das die Grafiker mit den Ulmer Stadtfarben treiben - was Erinnerungen an Otl Aicher weckt. Aicher wurde vor 50 Jahren von der Stadt mit der visuellen Gestaltung des Jubiläums "11OO Jahre Ulm" betraut - ohne Wettbewerb, sondern per Direktauftrag.

Wie Null und Eins

In einem Vortrag vor dem Kulturausschuss des Deutschen Städtetags sagte Otl Aicher, der gebürtige Ulmer, einige Jahre später: "Die (Ulmer) Stadtfarben sind Schwarz und Weiß. Das ist eine Kombination von der Eindringlichkeit wie Null und Eins. Schwarz ist der Mangel jeder Farbe. Weiß ist die Summe aller Farben. Es ist eine grundlegende Kombination wie Ja und Nein, wie Positiv und Negativ. Eine Stadt in Schwarz und Weiß ist eine Stadt in der Einheit der Gegensätze.... Eine Stadt nur in Schwarz und Weiß, denkt man, ohne Farbe? Aber man wird schnell belehrt, dass Intelligenz, Fantasie und Spiel gerade dann zur Erscheinung kommen, wenn man sich in den Elementen begrenzt. An die Stelle der Elemente tritt das Spiel der Methode und die Methode des Spiels."

Trotz allem sollten die Ulmer die Schwarz-Weiß-Malerei und den strengen Stil, den die Hochschule für Gestaltung beispielhaft kultiviert hat, nicht übertreiben. Denn nicht nur in der Beschränkung und Reduktion zeigt sich der Meister. Gerade ein Jubiläum braucht Farben und bunte Motive. Und eine Stadt, die 1150 Jahre alt wird, darf durchaus etwas dicker auftragen. Die (unverbindlichen) Plakatmuster die Braun und Engels vorgelegt haben, lassen hoffen.

Ein sinnreiches Spiel, das die historische Dimension betont, ist dem Ulmer Büro Kampmann und Köhl gelungen. Das hat die Jury, der auch Oberbürgermeister Ivo Gönner angehörte, mit dem 2. Preis honoriert. Kampmann und Köhl spielen nicht mit Farben, sondern mit Buchstaben. Als Basis für das moderne Logo ulm wird von ihnen der alte Schriftzug Ulma genutzt, wie ihn die erste Gesamtansicht der Reichsstadt Ulm (1493 in Schedels Weltchronik) zeigt.

Zwei Entwürfe sind bei dem Wettbewerb für das Jubiläum "1150 Jahre Ulm" auf dem dritten Platz gelandet: die Arbeit des Büros Lahaye, die etwas beliebig aussieht, und der Entwurf von Heinzmann Design, der sehr luftig wirkt und den Eindruck erweckt, als sei es in Ulm 1150 Jahre lang dynamisch aufwärts gegangen.